Eines der beliebtesten Gipfelziele Österreichs

Großvenediger 3666m

via Alter & Neuer Prager Hütte

 

Nähere Details zur Tour siehe Seite 1

Vom Matreier Tauernhaus brachte uns der örtliche „Bummelzug“ kräfteschonend durch einen der schönsten Talschlüsse des Landes zum Venedigerhaus.

Bereits von weitem hob sich das „Ewige Eis“ des zerklüfteten Schlatenkees vom wolkenlosen, blauen Himmel hervor und lachte zu uns herunter. Im Genuss dieses tollen Anblicks, mit der schweren Last der Hochtourenausrüstung


marschierten Gerda, Gudrun, meine Tiroler Arbeitskollegin Christine & ich im gemächlichen Tempo weiter in den Talschluss bis zur Abzweigung „Gletscherweg“ hinein. Die etwas längere Aufstiegszeit des Gletscherweges nahmen wir aufgrund der Schönheit gerne auf uns. 

 

Ein kleiner Steg brachte uns von der rechten Seite des Gschlößbaches auf die linke. Im Anschluss daran ging es in der brütenden Hitze, schweißtreibend die vielen Kehren durch die südliche Talflanke zum malerischen Salzbodensee und dem „Auge Gottes“ empor.

Nach einer kurzen Rast wanderten wir vier gemütlich über Moränenausläufer und Gletscherschliff unterhalb der Gletscherzunge des Schlatenkees zum nördlichen Hang unterhalb der Alten Prager Hütte, wo die Aufstiegsroute des Weges 902B einmündet. Ab hier brachten uns weitere Kehren zur Alten Hütte und ein moderat ansteigender Steig durch Blockgestein zur Neuen Prager Hütte hinauf.

Jetzt stand erst einmal Sonnentanken und Fußsohlen abkühlen auf dem Programm. Doch bereits nach dem Abendessen wollten Christine & ich noch einige Kalorien verbrennen und den Tag gebührend ausklingen lassen, deshalb beschlossen wir noch kurz dem Hausberg der Hütte, den Innerer Kesselkogel (2897m) einen Besuch abzustatten. Weglos, in leichter Blockkletterei erstürmten wir die oberhalb der Hütte befindliche Aussichsterrasse.

Aufgrund der vorprognostizierten, erhöhten Gewittergefahr ertönte um 4.00 Uhr früh - „TAGWACHE“! Nach der obligatorischen Morgenreinigung traf man sich mit verschlafenen Gesichtern, doch voll motiviert am Frühstückstisch. Gestärkt und adjustiert standen pünktlich alle vier um 05.15 Uhr vor der Hüttentür parat zum Gipfelanstieg. Mit den Stirnlampen bewaffnet folgten wir den Steigspuren links entlang des Niederen Zauns in westliche Richtung zum Anseilpunkt am Gletscherbeginn auf etwa 3000m Seehöhe. 

Den Anseilakt hinter uns gebracht, galt es gleich ein paar Testschritte über eine Steilstufe ins Blankeis zu setzen.


Oben angekommen, bescherte uns eine gute Firnauflage einen griffigen Tritt und unsere Seilschaft folgte der bereits vorgegebenen, gemächlich ansteigenden Spur über den ersten zum zweiten Keesboden. Von den großen Spalten in den dazwischenliegenden Mulden waren heute nur kleinere Querspalten auszumachen. Oberhalb des zweiten Bodens drängte sich dann die weiße Firnpyramide des Venedigers immer mehr ins Rampenlicht. Zielstrebig steuerten wir der steiler werdenden Gipfelpyramide entgegen. Nachdem auch die von der Kürsinger Hütte heraufziehende Route sich zu uns gesellte, leitete uns die Steigspur über die Steilstufe auf den Vorgipfel hinauf.

 

Nun stand der schmale berüchtigte, nicht immer begehbare Firngrat bevor. WOW!!! So schmal und anspruchsvoll präsentierte er sich bei all den vorherigen Besteigungen nicht. Total vereist und etwa 30 cm breit! Die Füße nebeneinander hatte gerade noch Platz. Ein trittsicheres Steigen war somit unumgänglich.

Wenige Minuten später konnte ich in die angespannten, jedoch überaus glücklichen und strahlenden Gesichter der Seilschaft schauen. Berg Frei! Perplex beobachtete ich wie Bergführer der Region einen am Seil hängenden „Rattenschweif“ von unzähligen Personen über den schmalen und stark frequentierten Firngrat sprichwörtlich herübertrieben. Ängstlich und unsicher wirkten sie schon von Weitem! Aber zum Glück ging alles gut! Nach genauerem Erkunden des Geländes ergab sich für mich sofort eine Alternative zu luftigen Grat. Rechts vom Grat, oberhalb des Blockgesteins konnte man sich mit Sicherheit einen Rückweg suchen. Doch nicht nur ich hatte die Idee, denn kurz darauf praktizierten dies auch einige Seilschaften.


Wir hingegen entschlossen den Grat ein zweites Mal zu meistern. Daraufhin folgten wir der Aufstiegsspur zurück Richtung der Neuen Prager Hütte. Im letzten Drittel des Abstiegsweges überholte uns die vom Hüttenwirt geführte Seilschaft. Plötzlich drehte er rechts von der Route ab. Sofort gab es mir einen Stich! Der kennt den Gletscher mit Sicherheit wie seine Westentasche! Also folgten wir mit Blickkontakt seinen Spuren und wurden mit einer Führung durch den beeindruckenden Gletscherbruch belohnt. Ein wahres Erlebnis!

Nachdem wir letztendlich den Abseilpunkt erreicht hatten, folgten wir den Markierungen und Steinmandln zurück zur Hütte, wo wir uns noch ein kühles Getränk vergönnten.

Da oben waren wir!
Da oben waren wir!

 

 

Zuletzt wanderten wir den Steig Nr. 902B talwärts zum Venedigerhaus. Bevor es jedoch mit der Pferdekutsche talauswärts zum Matreier Tauernhaus ging, belohnten wir den Fleiß mit Köstlichkeiten aus der Region.

 

 

 

Fazit: Wiederum eine tolle Tour auf einen der höchsten Berge Österreichs. Die Gastfreundlichkeit der Neuen Prager Hütte möchte ich dabei mit 5 Sternen bewerten. 

 

Lg. Gerda, Gudrun, Christine & Wizi