Finde Deinen Sport!

Es ist wie bei den Neujahrsvorsätzen: Voll Begeisterung wird im Sommer(urlaub) ein „ sportliches Leben“ begonnen – um nach ein paar Wochen mut- und freudlos in den „bewegungslosen Alltag“ zurückzukehren. Was da schiefläuft? Für viele ist die Suche nach der richtigen Sportart ein reines Glücksspiel – bei dem wir dir helfen wollen.

Zwischen Sportlern und Sportverweigerern gibt es eine große Gruppe von Menschen, die gern Sport betreiben würden, schon das eine oder andere Mal etwas ausprobiert, aber nach kurzer Zeit wieder aufgegeben haben. Frage nicht, wie viele Laufschuhe, Golfschläger oder Nordic-Walking-Stöcke wenig verschlissen in irgendeiner Ecke verstauben ...
Genau für diese „Reinschnupperer und Bald-wieder-Abbrecher“ wollten wir hier einen Trainingsfahrplan aufstellen, mit dem der Einstieg ins aktive Leben in diesem Sommer wirklich klappen sollte.


Fehlerquellen
So haben wir es uns jedenfalls gedacht. Unser Trainingsexperte Mag. Kurt Steinbauer hat die Geschichte dann aber in eine etwas andere Richtung gelenkt: „Es stimmt natürlich, dass Einsteigern sofort viele Fehler beim Training, bei der Ausrüstung, bei der Technik usw. passieren, sie dadurch die Freude verlieren und wieder aufhören. Aber entscheidend ist doch, dass man zuerst überhaupt die Sportart erkennt und auswählt, die wirklich zu einem passt. Da geht es darum, sich bewusst zu werden, was die persönliche Motivation dafür ist, Sport zu treiben. Dann kann ich mir eine Sportart suchen, die zu meiner Persönlichkeit passt – und bei der natürlich auch mein Körper mitmacht. Wenn diese zwei Bedingungen erfüllt sind, dann ist die Chance wirklich groß, dass man langfristig und mit Freude bei diesem Sport bleibt!“

 

Motivation
Klar: Jeder Mensch ist anders. Jeder hat im Verlauf seines Lebens unterschiedliche Erfahrungen beim Thema Bewegung gemacht und seinen Körper auf ganz eigene Art und Weise kennengelernt. Daher gibt es theoretisch auch viele „Beweggründe“ („Motivation“ kommt vom lat. movere, also „bewegen“) für Sportausübung.

Kurt Steinbauer hat sich gemeinsam mit seinem Kollegen Mag. Wolfgang Göschl mit der sportlichen Motivationstheorie beschäftigt – und zehn zentrale „Motivfelder“ herausgefiltert. Und wir haben daraus zehn Sportlertypen geschaffen und gemeinsam mit dem Experten mit den Empfehlungen für dazu passende Sportarten ergänzt.

Wir laden euch ein zur Gewissenserforschung: Wo in der Typenliste findet ihr euch wieder? Und auch wenn teilweise mehrere Profile zutreffen – den Neueinsteigern wird diese Typensuche helfen, die Sportart mit Langzeitmotivationsfaktor zu finden. Und bereits länger dienende Hobbysportler werden erkennen, ob sie richtig liegen mit ihrer Auswahl. Das ist jedenfalls viel erfolgsversprechender als bergzusteigen, weil der Nachbar davon schwärmt, sich einen Triathlon vorzunehmen, weil es gerade „in“ ist, oder draufloszuwalken, weil es der Arzt empfohlen hat.
Stichwort Arzt: Wenn du lange inaktiv warst, solltest du dir klarerweise von einem Sportmediziner oder Sportwissenschafter grünes Licht holen: „Der sagt einem auch, ob der Körper bei der gewünschten Sportart mitmacht.“
Auf Seite 20 findest du noch wertvolle Tipps, damit du in den ersten Wochen deines sportlichen Lebens nicht ins Stolpern kommst. Aber wie gesagt: Wenn die ausgesuchte Sportart für dich passt und dir Spaß macht, dann wirst du wegen ein paar kleiner Anfangsproblemen sicher nicht gleich aufgeben.


1 Der Spielertyp

Charakteristik: Spiel bedeutet Vergnügen, Spannung, Freude, Zerstreuung oder Anregung ohne bewussten Zweck. Der Sinn des Spiels liegt im Spiel selbst. „Das Wechselspiel von Ernst und Nichternst, von Wirklichkeit und Fantasie liegt im Wesen des Spiels, selbstverständlich auch der Sportspiele“, weiß Kurt Steinbauer. Ziele wie Trainingseffekte oder auch Sieg und Niederlage stehen für den echten „Spieletyp“ keinesfalls im Vordergrund. Übrigens: Ein Großteil unserer kognitiven Entwicklung, also auch der Entwicklung unserer motorischen Fähigkeiten, geschieht im Spiel. Die Lust daran liegt uns demnach in den Genen. Für viele Menschen nimmt im Sportspiel auch die Gemeinschaft einen hohen Stellenwert ein.
Empfohlene Sportarten: Alle Teamsportarten wie Fußball, Volleyball, Basketball ohne Leistungsdruck (z. B. in Hobbyvereinen); Golf; alle Racketsportarten wie Tennis, Badminton, Tischtennis; Beachvolleyball

 

2 Der Feedbacktyp

Charakteristik: Pulsmessung, Kalorienverbrauch, Laktatwerte oder Body-Mass-Index reizen den sportlichen „Screening-“ oder „Feedback-typ“ – in erster Linie motivieren ihn seine persönlichen Werte und das Dokumentieren seiner Fortschritte. Der technische Fortschritt der trainings- und sportwissenschaftlichen Kennwerte haben ihren Teil zur Verbreitung dieses Sportlertyps beigetragen. „Gerade für Anfänger oder Wiedereinsteiger in ausdauerorientierte Sportarten dienen moderne Trainingscomputer als Orientierungshilfen, unterstützen die Trainingsgestaltung und beugen Überbelastung und somit auch Demotivation vor“, begrüßt Kurt Steinbauer den Trend. „Es heißt nur aufpassen, dass man trotzdem lernt, Körperbewusstsein zu entwickeln und auf die Signale des Körpers zu hören.“
Empfohlene Sportarten: Alle Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Triathlon, Ergometertraining

 

3 Der Körpertyp

Charakteristik: Bitte nicht missverstehen – bei diesem Typ geht es nicht um dicke Muskeln und Waschbrettbauch, sondern um Körperbewusstsein im Sinne von Körperwahrnehmung.  „ Der Körper ist uns am nächsten. Schon als Kind erlangen wir mehr oder weniger Urvertrauen zu ihm“, erklärt Mag. Steinbauer. Vielen Menschen geht im Verlauf der Zeit dieser Bezug zum eigenen Körper verloren – umso befriedigender ist es daher für viele, sich der Spannung der Muskulatur, des Bewegens der Gliedmaßen im Raum, der Stellung des Kopf zum Körper, der eigenen Haltung und des Gleichgewichtes wieder bewusst zu werden.

Empfohlene Sportarten: Asiatische Sportarten wie Yoga, Qigong, Pilates, auch „ sanfte“ Kampfsportarten wie Tai-Chi. Vieles wird in guten Fitnessstudios angeboten.

 

4 Der Adrenalintyp

Charakteristik: Neugierde und Erfahrungshunger sind jedem Menschen in die Wiege gelegt – manchen aber mehr als anderen. Neues und Unbekanntes zu erleben und dabei ein „ Prickeln im Bauch“ zu verspüren, ist für diese Menschen die größte Motivation. Sie sind Grenzgänger, aber wissen sehr wohl, wie viel sie wagen können, sie kalkulieren Risiken und können diese meist auch gut einschätzen. Daraus schöpfen sie Befriedigung und Selbstvertrauen. Vorsicht ist aller­dings angebracht, wenn (Gruppen-)Zwänge ins Spiel kommen – niemand sollte ohne eigene Intention Grenzen überschreiten.
Empfohlene Sportarten: einsteigertaugliche „Adrenalinschübe“ gibt es z. B. beim Rafting, bei leichten Canyoningtouren, Klettern (Klettergarten, Klettersteig). Achtung: Körperliche Fitness und Körperbeherrschung sind doch Grundvoraussetzungen.

 

5 Der Kommunikative

Charakteristik: Für diesen Typ hat Bewegung vor allem gesellschaftliche Relevanz. „ Gemeinsam lässt sich oft leichter der innere Schweinehund überwinden, Menschen lassen sich von anderen mitreißen. Die Hauptmotivation liegt aber im ungezwungenen freundschaftlichen Miteinander selbst, im sozialen Austausch“, sagt Kurt Steinbauer. Hierarchien werden überwunden und abgebaut, neue Rollen werden eingenommen, im Hobbysport herrscht meist ein Höchstmaß an Offenheit, das „Du“ ist üblich. Beim gemeinsamen Training schwitzt der Generaldirektor genauso wie der Angestellte, die Idee wird auch von vielen Unternehmen (z. B. bei den Businessläufen) aufgegriffen.

Empfohlene Sportarten: Alle Team- und Vereinssportarten ohne Leistungsdruck, Nordic-Walking- und Lauftreffs, Biken oder Wandern in der Gruppe, Fitnessstudio.

 

6 Der Wettkampftyp
Charakteristik: Der sportliche Wettkampf ist nicht eine Erfindung der Leistungsgesellschaft, sondern ein ­archetypisches menschliches Verhalten, dessen Ursprung wohl im urzeitlichen Überlebenskampf liegt. Es ist also auch nichts Anrüchiges dabei, besser­ sein zu wollen als andere. Wobei: Nur eine Minderheit der Teilnehmer an Hobbylauf- oder Bikebewerben sind „ echte“ Wettkampftypen – die meisten matchen sich, wenn überhaupt, mit der eigenen Bestzeit und nicht mit Gegnern. „Grundsätzlich ist Leistungsdruck für Sporteinsteiger zwar eher demotivie­rend, aber klare Zielsetzungen, Disziplin und Durchhaltevermögen können durchaus positive Attribute dieses Sportlertyps sein“, diagnostiziert der Sportwissenschafter Steinbauer.

Empfohlene Sportarten: Schnelle Erfolge für „Späteinsteiger“ gibt es am ehesten in Ausdauerwettkämpfen wie Lauf- oder Radveranstaltungen.

 

7 Der Zwecktyp

Ziel & Motivation: Gerade Gesundheitssport wird sehr oft von „äußeren“ Motiven getragen, manchmal sind es gar Zwänge, die der eigene Körper diktiert. Rücken- und Herz-Kreislaufprobleme gehören dazu, aber auch selbst auferlegte Zwänge wie das gewünschte Entsprechen eines bestimmten Körperbildes treiben diesen Zwecksportler an. Medial verbreitete, gesellschaftliche Idealvorstellungen tragen das Ihre zu dieser Motivation bei. Positiv: Viele Zwecksportler entdecken mit der Zeit lustvollere Antriebe, wenn sich zum Beispiel erste Erfolge einstellen.

Empfohlene Sportarten: Ergeben sich aus den zugrunde liegenden Ursachen – also zum Beispiel Rückentraining, Herz-Kreislauf-Training, Krafttraining, Fitnessstudio. Tipp: Such dir zusätzlich andere Motivationen, zum Beispiel Anschluss finden in einer Gruppe.

 

8 Der Naturtyp

Charakteristik: Sie ist eigentlich selbsterklärend: Ruhe, Abschalten vom Alltag, in etwas Größeres eingebettet sein – das bringt dem Naturtyp, in Verbindung mit Bewegung, seine innere Balance. Im Blick in die Weite relativiert sich die Bedeutung lästiger Gedanken. Ein oder zwei gleich tickende Begleiter sind dem von der Natur Bewegten zwar willkommen, er zieht aber mitunter auch ganz allein los. Große Menschengruppen sind in Wahrheit nicht das Seine.

Empfohlene Sportarten: Wandern, Bergsteigen, Mountainbiken, Wildwasserpaddeln, bei geringen
Zeitressourcen Nordic Walking oder Laufen im Grünen.

 

9 Der Tänzertyp

Charakteristik: Tanzen ist vieles: „Ritual, Brauchtum, Kunst, Therapie, Gefühlsausdruck – und daneben auch eine Sportart“, zählt Kurt Steinbauer auf, „Spiel und Tanz sind sich sehr ähnlich. Bei beiden geht es hautpsächlich um die Betätigung selbst, weniger um den Endzweck. Und um die Glücksgefühle, die daraus entstehen.“ Sportlich gesehen stärkt Tanzen die Muskulatur und fördert Kooordination und Gleichgewicht. Das sind angenehme Nebeneffekte für den Tänzer – mehr gewünscht sind dagegen Gemeinschaft, das gesunde Verhältnis zum eigenen Körper und damit gesteigertes Selbstvertrauen. 
Empfohlene Sportarten: Die Verbindung von Sport und Tanz, z. B. Hip-Hop-Dance, steht in vielen Fitness­studios auf dem Programm.

 

10 Der Arbeitertyp

Charakteristik: Niemand wird sich als „Sportadabei“ outen, aber auch ihn gibt es laut Kurt Steinbauer: Diesen Typ motiviert in erster Linie die Außensicht aufs eigene, sportliche Ich. Ihn freut das Gefühl, von anderen als Sportler (hoch) angesehen zu werden. Vornehmlich genießt er das Gefühl in Gemeinschaft und da vor allem bei Wettbewerben. Nur um dort gut dazustehen, trainiert er auch allein. Er liebt neue und hochwertige Ausrüstung, um sich damit sehen zu lassen. Er weckt den Anschein von Gesundheit und Vitalität, wobei ihm der Anschein wichtig ist und nicht seine wirkliche Gesundheit.

Empfohlene Sportarten: Trendige Prestigesportarten wie Golf, Kite­surfen, Wakeboarden, Beachvolleyball, Paragliding ...