Hochtour mit den "Ternberger NaturFreunden"

Großes Wiesbachhorn 3564m

bei winterlichen Verhältnissen

( 06.-07. August 2016 )

Spricht man vom „Fischbachhorn“, ist bei den meisten Bergbegeisterten wahrscheinlich nur ein Fragzeichen in den Augen erkennbar.Erwähnt man jedoch den bekannten „Kaindlgrat“ - oftmals auch österreichischer „Biancograt“ genannt, wissen wahrscheinlich alle Bergfexe: Wir reden hier vom Großen Wiesbachhorn (3564m). Nur der berüchtigte Kaindlgrat gehört eigentlich der Vergangenheit an, denn in den Sommermonaten ist der zweithöchste Gipfel des Bundeslandes Salzburg, der dritthöchste der Glocknergruppe normalerweise ohne jegliche Hochtourenausrüstung problemlos machbar. Bekannt ist aber auch, dass Hochtouren dieser Art einfach anderen Gesetzen unterliegen. So auch Diese! 2 Tage zuvor: Wintereinbruch im Hochgebirge, 20 – 30 cm Neuschnee ab einer Höhe von 2400m. Was wird uns erwarten? Die Wetteraussichten für dieses Wochenende sollten zumindest für heute Samstag bewölkt, aber trocken und für den Gipfeltag perfekt sein.

Pünktlich um 9.00 Uhr vormittags starteten 22 „Wiesbachhorn-Aspiranten“ der Ternberger Naturfreunde vom vereinbarten Treffpunkt bei der örtlichen Feuerwehr in Richtung Kaprun. Für meinen Zustieg wurde bei der Autobahnabfahrt Laakirchen West nochmals ein kurzer Zwischenstopp eingelegt. Nach einer freudigen Begrüßung setzten wir gut gelaunt unseren Hochtourenausflug fort. „Kehren wir mittags irgendwo ein?“, ertönte plötzlich eine Stimme. Ich natürlich gleich mit großen Worten: „Beim Posauner gibt es die weltbesten Bosner!“ AUSGEMACHT … und jeder freute sich schon auf den ersten Biss in den saftigen Bosner. Blinker rechts raus, schnurstracks bogen wir zum Posauner Parkplatz ab. UPS!!! Samstag und Sonntag geschlossen, besagte das Schild. Also mussten wir uns mit Krainer, Toast und Gulaschsuppe im Tankstellenimbiss begnügen.

Die restliche Fahrt bis zum Parkhaus beim Alpenhaus Kesselfall tauchten zwischendurch immer wieder die Worte auf: „Wie hat euch der Bosner geschmeckt?“ oder „Auf’s küssen

müssen wir heute verzichten!“ Das hat man eben von großen Worten! :-). Am Parkplatz angekommen, wurden alle Hochtourenutensilien fest am Rucksack verzurrt, dieser geschultert und ein Ticket zum Mooserboden gelöst. Gemütlich mit Bus, Lärchenwand-Schrägaufzug und wieder Bus erreichten wir so gegen 14.00 Uhr den Ausgangspunkt bei der Moosersperre.

Hier war Endgültig Schluss mit Gemütlichkeit, denn fortan ging‘s per pedes weiter! Die Wolken hingen tief, die Sicht ziemlich eingeschränkt – aber es war wie vorhergesagt trocken. Dennoch gut gelaunt, voller Motivation querte die Riesengruppe von Bergfexen die beiden beindruckenden Staumauern der Moosersperre und Drossensperre hinüber zum eigentlichen Steigbeginn des Heinrich-Schwaiger-Haus/Wiesbachhorn. Der Routenverlauf war mir ja bereits von vorangegangen Wiesbachhorn-Touren bekannt. Somit wusste ich auch, dass ab jetzt die etwas eintönigen, weiten Serpentinen im sandigen Gestein zum „Schwaigerhaus“ vor uns lagen. Mühsam stiegen wir mit schwerem Hochtourengepäck im Gänsemarsch Kehre um Kehre bergwärts. Dabei zog der unter uns liegende türkisgrüne Stausee immer wieder die Blicke auf sich. Etwa ab 2400m Seehöhe wurde es zunehmend weißer und der Steig durch das abschüssige Gelände demnach auch rutschiger. Vorsichtiges und sicheres Steigen unumgänglich.

 

Beim Eintreffen auf der Hütte begrüßte uns ein Schneemann, der einsam auf der tiefverschneiten Terrasse Stellung hielt und eindeutig vermittelte: Gastgartenbetrieb derzeit eingestellt! Nach dem Zimmer- bzw.

Lagerbezug stand gemütliches Beisammensein, Chillen und das abendliche Hüttenleben am Programm.

Die Steigeisen wurden nochmals kontrolliert und manche „Hochtouren-Neulinge“ übten auf der Terrasse die ersten Schritte mit den

„Stahlzacken“ an den Bergschuhen. GUTE NACHT!

6.00 Uhr Tagwache!!! Zermürbend gleich der erste Blick aus dem Fenster! Rundherum NULL Sicht! Was nun? Erst einmal gemütlich frühstücken. Einstweilen stahlen sich langsam, aber sicher die ersten Sonnenstrahlen durch das Whiteout.

Innerhalb einer halben Stunde war alles wie weggeblasen und die Sonne lachte vom

strahlend blauem Himmel herunter. Yippie yippie yeah!!! Bei jedem machte sich ein breites Grinsen im Gesicht breit. Traumhaft, welch herrlicher Tag! Strotzend vor Motivation packte jeder eifrig seine sieben Sachen und adjustierte sich rasch zum Gipfelaufbruch. Wie ein Riesenwurm folgten wir dem Steig durch den mit Drahtseilen versicherten, gestuften Kamin zu den darüber liegenden Bändern (I). Gut 20cm Schnee, der Boden hart und gefroren. Also war es an der Zeit die Steigeisen anzulegen und den Pickel auszupacken. Da auch einige „Hochtouren-Neulinge“ mit von der Partie waren, beschlossen wir auch ein Anseilen. Den wenigen Spuren entlang folgten wir zwischen den Felsblöcken weiter über den Unteren Fochezkopf (3023m) zum Oberen Fochezkopf (3159m).

Der erste Streich war vollbracht!

Über die Reste des ehemaligen stolzen „Kaindlgrat“, führte unsere beeindruckende Hochtour hinauf zur breiten Wielingerscharte unterhalb des Gipfelaufbaus des Wiesbachhorns. Von hier dem Gratverlauf nach links folgend, zunehmend ansteilender führte unsere Route über abwärtsgeschichtetes, größtenteils vereistes Gestein empor zur Gratkante und über diese zum geschmückten Gipfel des Wiesbachhorns.

Die Rundumsicht ein Hammer! Der Glockner, der Venediger, die Hohe Dock und all die umliegenden Berggipfeln gaben sich zu erkennen. Einziges Manko: Der Wind pfiff eisig über den Gipfel. Nach kurzem Fotoshooting stieg unser Gruppe wiederum in die Wielingerscharte ab, wo daraufhin die verdiente Rast eingelegt wurde. Letztendlich ging es auf gleichem Wege zurück zur Hütte und weiter zum Ausgangspunkt.

 

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Seilschaft recht herzlich bedanken und darf allen beteiligten nochmals zur Besteigung des Wiesbachhorns gratulieren. Für manche war es ja der erste 3000er.

Lg. Die Ternberger NaturFreunde & Wizi