Einen Bergschuh trägt man oft Stunden, Tage und auf Expeditionen sogar Wochen. Darum sollte er wirklich genau passen und man sollte sich in ihm rundum NUR wohlfühlen.

 

Nützliche Tipps zum Kauf für den „Richtigen Schuh“ findet ihr nicht nur auf meiner Webseite, sondern auch bei CAMPZ.at. Obendrein bietet das CAMPZ-Team hier noch eine Reihe guter Angebote von Marken-Bergschuhen an. Also sollte man auch dort gleich einmal vorbeischauen und ein wenig stöbern!

 

Bergschuhe Welcher Schuh? Wie pflegen? Was tun gegen Blasen?

Die Schuhe gehören zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen beim Wandern und Bergsteigen: Ein schlecht sitzender, fehlerhafter oder instabiler Schuh kann eine Tour zum Horrortrip oder gar zur Katastrophe werden lassen: Es beginnt mit Blasen und endet bei Unfällen oder Erfrierungen. Die Schuhe unterscheiden sich von allen anderen Ausrüstungsgegenständen schon dadurch, dass man sie während der Tour nicht ausziehen bzw. auswechseln kann. Er wird in der Regel den gesamten Zeitraum einer Wanderung getragen. Der falsche Schuh kann auf Dauer Fußfehlstellungen zur Folge haben und so den ganzen Bewegungsapparat beeinträchtigen. Daher sollte dem Schuhkauf besonderes Augenmerk gewidmet werden.

 

Vor dem Schuhkauf_______________________

 

Welcher Schuh für welches Einsatzgebiet?

Bevor man überhaupt das Bergsportgeschäft betritt, sollte man sich überlegen, welches Terrain die Schuhe betreten werden. Allein das Zielgelände bestimmt das Modell des Schuhs. Wird es bloß die Wiese ums Eck sein oder der Hausberg, unsere Dreitausender oder gar das Matterhorn? Wie lange werde ich ihn durchschnittlich anbehalten - einen Tag, eine Woche, einen Monat? Im Zweifelsfall ist der steifere, der festere und stabilere Schuh der bessere.

Hier eine kleine Hilfe. Um dem Verbraucher einen Überblick über die Eignung der verschiedenen Schuhmodelle zu verschaffen, entwickelte die Firma Meindl vor ca. 20 Jahren eine Klassifizierung ihrer Modelle nach Anwendungsbereichen, die so auch von anderen Herstellern (z.B.: HanWag) übernommen wurde: Einsatzgebiet Weg Schuh steigeisenfest?

 

A: Freizeit, Spaziergang gute Wege, Parkanlagen Bequemer Allrounder & Lightwalker

 

A/B: Leichte Wanderungen im Flachland, Mittelgebirge oder in den Voralpen gute und weniger gute Wege, Hüttenwege Leichte Wander- und Trekkingschuhe

 

B: Anspruchsvolle Wanderungen im Mittelgebirge, leichte Trekkingtouren Abseits befestigter Wege, auch schlechte Steige Klassische Trekkingschuhe mit Eignung zur Dauerbelastung

 

B/C: Anspruchsvolle Trekking- und Wandertouren bis ins Hochgebirge Schlechte Pfade, Geröll, Klettersteige Feste Trekkingschuhe Geeignet für Leichtsteigeisen/Grödeln

 

C: Touren im Hochgebirge, auf Gletschern, härteste Trekkingtouren Gletscher, schlechte Wege, weglos, Geröll, Klettersteige Feste Alpinstiefel Bedingt steigeisenfest

 

D: Hochalpin, selektive Gletscher, Eis- und Firntouren Weglos, Gletscher, Eistouren extrem, Eisklettern Steigeisenfeste Alpinstiefel

 

Beachten sollte man, dass nicht jedes Steigeisen unter jeden Schuh montiert werden kann. Schuhe der Kategorie C sind zwar prinzipiell für Steigeisen geeignet, allerdings in den meisten Fällen nur für Riemensteigeisen und keineswegs für Kipphebel- oder Step In-Steigeisen. Für den Einsatz mit Kipphebel- oder Step In-Steigeisen ist sowohl am vorderen Rand der Sohle, als auch hinten ein steifer, hervor ragender Steg erforderlich, der das Steigeisen am Schuh hält. Auf diese ist unbedingt zu achten. Zudem muss die Sohle für die Montage von guten Steigeisen absolut biegefrei, also äußerst steif sein, sodass Kipphebelsteigeisen durch ein Durchbiegen der Sohle nicht vom Schuh springen. Bei Schuhen der Kategorie D ist die Sohle so steif, dass letzteres nicht passieren kann, also die Kraft vom Schuh auf das Steigeisen vibrationsfrei übertragen wird.

 

Prinzipiell gilt: Je höher (mind. knöchelhoch) und steifer ein Schuh, desto weniger knickt man beim Verlassen befestigter Wege um und droht ein Sehnen- bzw. Muskelriss. Auch das Außenmaterial bestimmt die Robustheit des Schuhs mit: Leder wird von den meisten Herstellern immer noch verwendet, da es sich durch seine Robustheit auszeichnet und langfristig Stabilität und Wasserdichtheit verspricht. Zusätzlich passt sich ein Lederschuh auf Dauer der individuellen Fußform an. Um diese Eigenschaften zu behalten, bedarf es aber auch gelegentlicher Pflege (siehe unten). Die Schwachstelle vieler Schuhe sind die Nähte: Durch sie dringt Wasser in den Innenschuh, sie sind jene Stellen, die nach vielen Touren als erstes w.o. geben. Deshalb der Tipp: Je weniger Nähte, desto länger halten die Schuhe und desto wasserabweisender sind sie!

 

Das Futter:

Hier kommen zwei unterschiedliche Arten von Futtermaterialien zum Einsatz. Schuhe mit Lederfutter oder mit Gore-Tex Membran. Schuhe mit Gore-Tex Membran haben den Vorteil, wasserdicht zu sein, solange die Membran unbeschädigt ist. Bei Volllederschuhen ist die Wasserdichtigkeit von der Pflege abhängig, das heißt, ein gut gepflegter Lederschuh kann auch nahezu wasserdicht sein.

 

Entscheidend ist weiters, das Richtige im Schuh zu tragen. Die Socken sollten den Schweiß nicht aufnehmen, sondern auf dem schnellsten Weg weiterleiten. Leder nimmt den Schweiß einfach auf und speichert ihn, weshalb bei Hitze der Schuh mit Lederfutter einen unerreichten Komfort bietet.

 

Für welche Bauart man sich letztendlich entscheidet, ist reine Geschmacksache und hängt auch wieder vom Einsatzgebiet ab.

 

Sohlen:

Hier wird zwischen montierten und angespritzten Sohlen unterschieden.

 

Angespritzte Sohlen bestehen aus Polyurethan (PUR) und werden auf den fertigen Schaft angespritzt. Dieses ist ein sehr schnelles und kostengünstiges Herstellungsverfahren. Die Nachteile der angespritzten Sohlen liegen in ihrer Weichheit, hohen Abnutzung und darin, dass sie sich kaum mehr austauschen lassen.

 

Montierte Sohlen hingegen bestehen aus einer Brandsohle, die Sohle und Schaft miteinander verbindet, einer Zwischensohle, in die Dämpfungs- und Stabilisierungselemente eingebaut sind, und der eigentlichen Laufsohle. Die Laufsohle solcher Schuhe besteht in der Regel aus Gummi, das die beste Abriebfestigkeit hat und gleichzeitig guten Grip bieten soll. Das wird wie bei Autoreifen durch die Gummimischung und das Profil erreicht. Das Profil sollte zusätzlich auch einen hohen Selbstreinigungseffekt haben und die natürliche Abrollbewegung des Fußes unterstützen.

 

Es gibt zwei unterschiedliche Arten die Sohle zu "montieren":

 

Das Zwienähverfahren: Hierbei handelt es sich um ein Bodenbefestigungs-verfahren mit einem eingestochenen Rahmen, bei dem die 2 Einstechnähte von außen sichtbar sind.

Bei der Zwicktechnik wird die Brandsohle mit dem Schaft verzwickt; diese kann durch Klebe-, Klammer- oder Träckszwicktechnik erfolgen, wobei die Klebezwicktechnik den Vorrang hat. Der Vorteil gegenüber dem Zwienähverfahren besteht darin, das sich ein wasserdichter Wetterschutzrand aufbringen lässt.

 

Das soll ein Bergschuh bieten:

  • Genügend Stabilität und Robustheit
  • Geringes Gewicht
  • Flexibles Abrollverhalten für bequemes Gehen Wasserabweisendes Oberleder mit möglichst wenig, aber gut verarbeiteten Nähten
  • Vibram-Gummisohle mit ausgeprägtem Stollenprofil.

 

Der Schuhkauf_______________________

 

Tipps für den Schuhkauf:

  • Schuhkauf möglichst spät am Tag, da die Füße im Laufe des Tages anschwellen und das im tatsächlichen Einsatz noch wesentlich mehr als im Alltag. Im Zweifelsfall den größeren Schuh wählen!

 

  • Nimm dir viel Zeit zum Schuhkauf, teste alle Paare, die in die nähere Auswahl kommen, ausgiebig!

 

  • Ziehe zur Anprobe genau jene eigenen Socken an, die du später beim Bergsteigen/Wandern auch trägst. Socken machen - je nach Dicke - sowohl im Volumen als auch in der Länge einen deutlichen Unterschied. Im Geschäft liegen zwar meist Probiersocken auf, aber just deine favorisierten sind nicht darunter ...

 

  • Achte auf den Fersensitz: Die Ferse darf auf keinen Fall innerhalb des Schuhs herumrutschen - wenn die Haut zu sehr am Innenfutter reibt, verursacht das Blasen.

 

  • Schnüren: Ferse nach hinten drücken, Lasche sauber zentrieren und die so genannte 2-Zonen-Schnürung anwenden: Beim Bergaufgehen den Schaft des Schuhs zur Erhöhung der Beweglichkeit etwas lockerer lassen, zum Bergabgehen den Schaft vor allem im Bereich der Beuge fester schnüren.

 

  • Gehst du auf einer schrägen Fläche bergab, dürfen die Zehen nicht vorne anstoßen. Faustregel: In einem passenden Schuh ist vorne noch etwa 1 cm Platz. Die Zehen sollten also genügend Bewegungsfreiheit haben, der übrige Fuß fest im Schuh fixiert sein. Bei weit offener Schnürung und nach vorne geschobenem Fuß sollte zwischen Fersenbein und Schuh noch ein Finger hineinpassen, also etwa 10 mm Platz sein. Man sollte auch daran denken, dass eventuell bei Wintertouren noch ein zusätzliches Paar Socken getragen werden, also genug Spielraum lassen!

 

  • Die Schuhe sollten nirgends drücken.

 

  • Der Schuh deiner Wahl sollte so lange wie möglich im Geschäft (Teststrecke vorhanden?) am Fuß gelassen werden (mindestens 10 Minuten), damit sich Schaft und Polsterungen anpassen. Beim Bergaufgehen solltest du in der Ferse Halt haben, beim Abwärts-Gehen mit den Zehen vorne nicht anstoßen.

 

Nach dem Schuhkauf__________________

 

  • Zuhause einlaufen! Um sich die erste Tour nicht gleich mit schmerzenden Füßen und Blasen zu verleiden, sollten die Schuhe schon vorher eingelaufen, d.h. immer wieder - auch auf kurzen Gängen oder in der Wohnung - getragen werden. Die meisten guten Berggeschäfte bieten die Möglichkeit, eventuell Schuhe umzutauschen - natürlich in sauberem Zustand. Nach den ersten "Gehversuchen" im Wohnzimmer/Büro etc. die ersten kleinen Spaziergänge und Wanderungen.

 

  • Die Socken: Neben dem Schuhwerk ist auch die Wahl der Socken entscheidend. Sie sollten aus Fasern bestehen, die Feuchtigkeit aufnehmen. Trockene Füße sind wichtig, um Blasenbildung vorzubeugen, denn Feuchtigkeit weicht die Hornschicht auf und die Füße werden anfälliger. Wer stark an den Füßen schwitzt, sollte außerdem ein zweites Paar Socken bereithalten.

 

  • Blasen: Wer zu Druckstellen an bestimmten Stellen neigt, kann diese vorsorglich mit einem Druckstellen- und Blasenpflaster abkleben. Spätestens bei örtlichem Wärmegefühl oder Reibung sollte die Druckstelle versorgt werden. Neben speziellen Blasenpflastern gibt es auch Druckschutzringe, die um die geschädigte Stelle gelegt werden. Eine entstandene Blase sollte nicht geöffnet werden, denn die enthaltene Flüssigkeit bietet dem Gewebe gute Bedingungen, um abzuheilen. Falls sich die Blase dennoch öffnet, sollte sie desinfiziert und mit Pflaster abgedeckt werden.

 

  • Tipp: Sollten neue Schuhe irgendwo "zwicken", einfach durch nasses Gras, Schnee oder Bäche laufen, die Schuhe also ordentlich "wässern", damit sie sich schneller dem Fuß anpassen.

 

Pflege der Schuhe____________________

 

Pflege der Wanderschuhe: Vor der ersten Bergtour Schuh imprägnieren! Da die Schuhe zu den wichtigsten Teilen der Wanderausrüstung gehören, gebührt ihnen wohl die größte Aufmerksamkeit. Die Schuhe sollten stets sauber gehalten werden, damit sie nicht brüchig und somit undicht werden. Anhaftender Dreck zieht sich ins Leder und in die Nähte ein, verschleißt die Materialien, trocknet das Leder aus und verhindert Wasserfestigkeit.

  • Säubern: Nach einer Tour sollten Fußbett und Schuhbänder entfernt und die verdreckten Schuhe mit lauwarmem Wasser und einem Lappen bzw. einer mittelharten Bürste vom gröbsten Schmutz befreit werden. Auf keinen Fall Seife oder Chemikalien verwenden!
  • Trocknen: Nasse Schuhe sollten schonend getrocknet werden und niemals direkt an Heizung, Feuer oder Ofen. Die goldene Regel: nie näher an die Wärmequelle, als deine eigene Haut es als angenehm empfindet! Zum schnelleren Trocknen die Schnürung so weit wie möglich öffnen und Einlegesohlen herausnehmen. Optimal ist es, die Schuhe mit Zeitungspapier auszustopfen und dieses regelmäßig zu wechseln. Neuerdings gibt es sog. Trocknungsbeutel, die den Schuh noch schneller trocknen.
  • Haken und Ösen: Am besten mit Wachs oder Vaseline gegen Korrosion/Rosten schützen.
  • Imprägnieren/Pflegen: Nur vollständig trockene und saubere Schuhe dürfen imprägniert werden! Glatt-und Nubuklederschuhe sollte man mit Mitteln auf Wachsbasis imprägnieren, wodurch das Leder gleichzeitig gepflegt wird. Problemzonen wie Laschen, Sohlenübergänge und Nähte sollten nicht übersehen werden. Den Schuh vor dem Einwachsen nicht zu sehr erhitzen, da sich sonst die Verklebung der Sohle löst. Das Wachs am besten mit dem Finger (durch Wärme besseres Eindringen des Wachses) auftragen und so lange und gleichmäßig in kreisförmigen Bewegungen einreiben, bis ein natürlicher Glanz entsteht. Ein Wanderschuh kann nach der Wachsbehandlung durchaus noch mit Imprägnierspray behandelt werden. Hierzu empfiehlt es sich, den Schuh verkehrt herum zu halten, da so kein Imprägniermittel zwischen Schuh und Sohle laufen kann und die Verklebung der Sohle nicht aufgelöst wird. Auch bei Wanderschuhen gilt: Je besser das Wasser abperlt, desto größer ist die Atmungsaktivität.
  • Wichtig: Auch das Lederfutter im Schuh sollte mit großer Sorgfalt gepflegt werden, wenn dieses Futter reißt bzw. brüchig wird, kann's teuer werden.
  • Aufbewahren: Nach gründlicher Reinigung, Trocknung und Pflege können die Schuhschäfte mit Zeitungspapier ausgestopft werden. Bei längerem Nichtgebrauch gehören die Schuhe an einen kühlen, trockenen und dunklen Ort.
  • Sollten Sohle und Profil einmal abgenützt sein, kann diese recht günstig bei einem Bergschuh-Spezialisten gegen eine neue gewechselt werden. Bevor man sich also einen neuen Schuh zulegt, der Gang zum Schuster kann die Brieftasche erheblich schonen. Und schließlich: Wer trennt sich schon allzufrüh und gern von seinen "eingelatschten" Goiserern?
  • Tipp: Mörtz, ein auf Berg- und Wanderschuhe spezialisierter Schuster in Wien lernt müden Goiserern wieder das Laufen und gewöhnt drückenden Schuhen die Blasen ab: 1060 Wien; Windmühlgasse 9; 01/5875787

Hersteller_____________________

 

Raichle, Hanwag, Salomon, Scarpa, Meindl, Lowa, La Sportiva

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