Wissenswertes über Lawinen

Wie hoch ist die Überlebenschance in Lawinen?

Die Kraft von Lawinen jeglicher Art ist ungeheuerlich. Sie reißen alles mit sich, was sich ihnen in den Weg stellt: Bäume, Felsbrocken und natürlich auch uns Menschen. Einmal gefangen, beginnt die Uhr des Überlebens zu ticken. ZEIT IST LEBEN! Traut man den Statistiken, so entscheiden die ersten 18 Minuten nach der Verschüttung bis zur Rettung. Die Wahrscheinlichkeit zu Überleben liegt in diesem Zeitraum bei 91 Prozent. Danach fällt der Wert ziemlich rasch ab, den der Sauerstoffgehalt ist dann meist aufgebraucht und die Verschütteten drohen qualvoll zu ersticken. Zudem machen sich ebenfalls die ersten Erfrierungserscheinungen bemerkbar. Nach etwa 30 Minuten sind bereits 50 %, nach 35 Minuten bereits 70 % der Verschütteten verstorben. Lediglich 3 % überleben eine Verschüttungsdauer von 2 Stunden. In den ersten Minuten versterben vor allem jene, die aufgrund des Absturzes tödliche Verletzungen erleiden. Die weiteren Überlebenschancen sind abhängig vom Vorhandensein der Atemhöhle.

Wann und wo besteht Lawinengefahr?

  • Bei Altschneedecken, die eine Gleitschicht für Neuschnee bildet.
  • Bei steilen Hängen ab 35 Grad Neigung: Fast 90 Prozent aller Schneebrettabgänge finden bereits bei einer Hangneigung von 35 Grad statt.
  • Bei Triebschnee, der überwiegend von Osten her eingeweht wird, vor allem in der Nähe von Gipfeln und Bergkämmen.
  • Wenn sich der Schnee aufgrund niedriger Temperaturen nach der Nordseite hin unvollständig „gesetzt" hat.
  • Bei zunehmender Erwärmung und Sonnenbestrahlung im Laufe des Tages, vor allem im Frühjahr, weil der Schnee schwer und nass wird.

Lawinenunfall Strategie

Eine aktuelle Strategie für Tourengeher, herausgegeben vom Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit, beschreibt die entscheidenden Schritte bei der Kameradenrettung in den ersten 15 Minuten.

Lawinensuche

  1. Erfassungs- Verschwindepunkt festhalten. Wie viele Verschüttete?
  2. Notruf absetzen: 140 oder 112 wählen, wenn ohne Zeitverlust möglich.
  3. Suchbereiche festlegen: Wo sind wahrscheinliche Verschüttungspunkte?
  4. Oberflächensuche: Den Lawinenkegel mit Augen und Ohren absuchen.
  5. LVS-Gerät-Suche: Nichtsuchende LVS-Geräte ausschalten.
  6. Sondieren: Das Suchergebnis überprüfen, die Sonde stecken lassen.
  7. Ausschaufeln: Großflächig graben. Auf eine Atemhöhle des Verschütteten achten.
    Bergen und Erste Hilfe: Zuerst Gesicht und Atemwege freilegen, für Kälteschutz sorgen.

Erste Hilfe

  1. Ausgraben und Kopf freilegen. Falls der Verschüttete bewusstlos ist: Atemhöhle vorhanden? Sofort Atemwege vom Schnee befreien, anschließend kopf überstrecken.
  2. Atemkontrolle: Falls normale Atmung feststellbar: Vorsichtig weiter bergen, Verschütteten in die stabile Seitenlege bringen, vor Kälte schützen und überwachen.
  3. Sofortige Beatmung: Falls keine normale Atmung feststellbar, sofort mit der Beatmung beginnen. Danach oder parallel dazu den Verschütteten weiter ausgraben.
  4. Herz-Lungen-Wiederbelebung: Falls eine normale Atmung zwischenzeitig nicht einsetzt: Sobald durchführbar (fester Untergrund etc.), Herzdruckmassage und Beatmung durchführen.

Das Alpine Notsignal

Bei akuter Gefahr für Leib und Leben kann in Notlagen das Alpine Notsignal abgesetzt werden - durch Rufen, Pfeifen, Winken oder mit Lichtzeichen. Dabei wird innerhalb einer Minute sechsmal in regelmäßigen Abständen ein Signal gegeben, es folgt eine Pause, dann Wiederholung des Vorgangs solange, bis eine Antwort erfolgt.
Als Antwort wird von der Bergrettung innerhalb einer Minute dreimal ein Zeichen gegeben.

Notfallverhalten nach Lawinenabgang als pdf Datei steht hier! zum Download bereit.