Wenn sich was zusammenbraut …

Gewitter in den Bergen zählen nicht nur zu den unangenehmsten, sondern auch zu den gefährlichsten Situationen auf einer Bergtour. Man sollte daher vorher die Prognose für das örtliche Tourenwetter ausführlich studieren. Zusätzlich ist es wichtig, eine mögliche Gewittergefahr rechtzeitig zu erkennen, um noch ausreichend Zeit zum Handeln zu haben. Im Folgenden ein paar Infos, die dies erleichtern sollen.

Richtiges Erkennen und Handeln

Es gibt zwei Arten von Gewittern, welche unterschiedliches Verhalten erfordern:

1. Wärmegewitter:
Diese entstehen bei Schönwetter am Nachmittag und Abend. Bei extrem labilen Luftschichten bereits ab späterem Vormittag möglich. Sie bringen keine nachhaltige Wetterverschlechterung

2. Frontgewitter
Diese entstehen häufig bei Durchzug einer Kaltfront. Sie bringen Wettersturz, Abkühlung und beenden oft eine Schönwetterperiode.

Wärmegewitter erkennen

Voraussetzung ist Schönwetter, oft wird im Wetterbericht eine labile Luftschichtung erwähnt. Ob es im Verlauf eines schönen Tages am frühen Nachmittag zu einem Wärmegewitter kommen wird, zeigt das Verhalten der Haufen- oder Schönwetterwolken. Verändern sich die kleinen Wattebausche im Laufe eines schönen Tages nicht, wachsen sie also nicht zu Türmen an, so besteht keine Gewitterneigung. Beginnen die Haufenwolken in die Höhe zu quellen, so ist mit Gewitterneigung zu rechnen. Entwickeln sich gar Wolkentürme, so ist es höchste Zeit, sich um einen sicheren Ort umzusehen. Zeigt sich oberhalb der Gewitterwolke ein unscharfer Amboss, so wird es  zu einem sehr heftigen Gewitter, meist begleitet von schweren Hagelschlägen, kommen.

Schönwetterwolke ohne Höhenentwicklung
Schönwetterwolke ohne Höhenentwicklung
Beginn des Höhenwachstums
Beginn des Höhenwachstums
Ausgeprägtes Höhenwachstum
Ausgeprägtes Höhenwachstum

Frontgewitter erkennen

Die Frontgewitter einer Kaltfront können meist nicht rechtzeitig vom Wolkenbild her erkannt werden. Hier sind die Wettervorhersage und das richtige Handeln lebenswichtig. Eine Gefahr ist auch, dass es vor Annäherung der Kaltfront meist schön, oft wolkenlos ist und sich die Kaltfront sehr rasch nähert. Bei einem Kaltfrontdurchgang kommt es neben der Gewittergefahr zu einem raschen massiven Temperaturfall, oft auch zu Schneefall im Gebirge, auch im Hochsommer. Ist ein Kaltfrontdurchgang angesagt, können nur kurze Wanderungen unternommen werden, die jederzeit abgebrochen werden können, auch wenn das schöne Wetter vor der Front geradezu verlockend für eine größere Bergtour erscheint.

Verhalten bei Gewittern

Arten des Blitzschlages:
Es gibt zwei gleichermaßen gefährliche Arten des Blitzschlages für den Wanderer:

  • den direkten Blitzeinschlag
  • den indirekten Blitzschlag infolge von Bodenströmen

Die im Boden nach einem Blitzeinschlag abfließenden elektrischen Ströme erzeugen eine Spannung längs der Strombahn. Sie wird zur Schrittspannung, wenn der Wanderer in die Strombahn gerät. Die Schrittspannung nimmt mit der Größe der Kontaktfläche und dem Abstand der Kontaktpunkte zu (Schrittweite).

Gefährliche Stellen
Der Blitz kann im Freien jeden Punkt treffen, weit herausragende Punkte sind am stärksten gefährdet. Rund um

  • wasserführende Rinnen,
  • erdige Moorflächen,
  • Steige mit Stahlseilsicherung

ist die Gefahr auch auf größere Distanz hoch.

Anzeichen für unmittelbare Blitzschlaggefahr
Kribbeln auf der Kopfhaut, Sträuben der Haare, Surren von Metallgegenständen, leises Knistern und bläuliches Leuchten (Elmsfeuer) an besonders hervorragenden Metallgegenständen (Gipfelkreuzen usw.).

Richtiges Verhalten:

Den besten Schutz vor Blitzschlag bieten Hütten und Häuser mit ihren Blitzableitern. Sollte ein Wanderer im Freien von einem Gewitter „überrascht“ werden (d.h. Tourenplanung und laufende Beobachtung der Wetterentwicklung haben versagt), kann sich der Wanderer folgendermaßen zu schützen versuchen:

  • Exponierte Stellen (Gipfel, Grate, ausgesetzte Flächen) verlassen und sich nicht in deren unmittelbarer Nähe aufhalten.
  • Vorsicht auch vor Höhlen und Überhängen, vor allem wenn sie feucht sind und/oder zu klein und zu niedrig. Die Höhle muss jedenfalls so lange sein, dass man mindestens ½ Körperlänge vom Eingang weg hocken kann und dann noch zumindest 1 Körperlänge bis zum Höhlenende Platz ist; mindestens ½ Körperlänge muss oberhalb frei sein.
  • Wasserführende Rinnen, Stahlseilsicherungen verlassen.
  • Einzelstehende Bäume meiden — das Märchen von „den Buchen, die man suchen soll“ ist gefährlich!
  • Eine hockende, zusammengekauerte Haltung mit beiden Füßen nebeneinander einnehmen. Gruppen sollten sich weit verteilen, damit sie nicht als kompakte Erhebung wirken.

Tipps zusammengefasst:

  • Wetterbericht hören, Wolkenentwicklung beobachten
  • Bei Gefahr von Wärmegewittern den Vormittag für die Bergtour bevorzugen
  • Bei Gefahr von Frontgewittern/Kaltfront nur kleine Touren unternehmen, die jederzeit abgebrochen werden können.